13. Feb. 2023
Die Hochschule für Wirtschaft Freiburg (HSW-FR) leitet seit 2009 das Schweizer Nationalteam im Rahmen des Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Aileen Ionescu-Somers, Executive Director des GEM, erklärt, warum diese Studie einzigartig und wertvoll ist – nur wenige Wochen vor der Lancierung des GEM Global Reports 2022/23, der in diesem Jahr, zum ersten Mal, in der Schweiz stattfinden wird.
Am 16. Februar 2023 wird in Freiburg der GEM Global Report 2022/23 vorgestellt. Könnten Sie den GEM in ein paar Worten präsentieren?
GEM ist eine seit 24 Jahren bestehende Studie zu Unternehmungsgründungen. Sie wurde vom Babson College und der London Business School gestartet, um zwei Hauptbereiche der Forschung und des Unternehmertums zu analysieren. Der erste betrifft die Wahrnehmung, Motivation, Einstellung und Tätigkeit der Unternehmenden selbst. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass der GEM weltweit die erste Studie mit einer direkten Befragung der Unternehmenden darstellt.
Und der zweite Bereich?
Der GEM National Expert Survey befasst sich mit dem nationalen Gesamtkontext, in dem Unternehmende tätig sind. Wir betrachten etwa zwölf Dimensionen des Unternehmertums, die für das Wohlergehen und den Erfolg jedes Unternehmenden, der ein Start-up aufbauen will oder ein Unternehmen in einem Land etablieren möchte, von wesentlicher Bedeutung sind. Und aus dieser zweiten Umfrage erstellen wir eine Rangliste der Länder hinsichtlich der günstigsten Rahmenbedingungen für erfolgreiches Unternehmertum.
Die grundlegenden Ziele der GEM sind die Unterstützung von Unternehmern und die Förderung des Unternehmergeistes.
Sind Interviews mit Unternehmenden dazu entscheidend?
In der Tat ist es das wichtigste Unterscheidungsmerkmal des GEM. Zudem liegt es wohl auch an der Komplexität der Forschung, da wir so viele verschiedene Ebenen betrachten. Wir können die Daten auf jede Art und Weise zerlegen und sind in der Lage, die Politikgestaltung zu beeinflussen, was u. a. zu Partnerschaften mit der OECD und dem Global Innovation Index geführt hat.
Warum führen Sie diese Studie durch?
Der übergeordnete Zweck besteht darin, Einfluss auf die Politikgestaltung zu nehmen, da die zugrunde liegenden Ziele in der Unterstützung der Unternehmenden sowie der Förderung des Unternehmertums liegen. Ausserdem enthält der GEM eine enorme Menge an Längsschnittdaten, die für Akademiker/innen, die Unternehmertum studieren und lehren, von unschätzbarem Wert sind. Aus diesem Grund ist die Hochschule für Wirtschaft Freiburg Teil unserer Initiative.
Welche Art von Unternehmen deckt der GEM-Bericht ab?
Wir interessieren uns grundsätzlich für alle Sparten. So decken wir nicht nur «wachstumsorientiertes Unternehmertum» ab, zu dem Hightech, Fintech und anderes recht komplexes Unternehmertum gehören, sondern wir integrieren auch das, was wir als «Unternehmertum wider Willen» bezeichnen. Letzteres wird in der Regel von Menschen geführt, die ein Unternehmen gründen müssen, weil sie einfach keine andere Option haben.
Welchen Einfluss hat der GEM?
Es ist sehr schwierig, den Einfluss zu messen, da sehr viele Faktoren letztlich die Politikgestaltung beeinflussen. Wir haben jedoch Berichte über den Einfluss auf die Politik erstellt, die gute Beispiele für die direkt von GEM beeinflusste Politikgestaltung liefern. Auch die über 70 Teams, die Teil des GEM sind und konsequent am jährlichen GEM-Forschungszyklus und am Global Report von 50 bis 60 Ländern teilnehmen, sind Beweis dafür.
Aileen Ionescu Somers, Direktorin des GEM
PhD Aileen Ionescu-Somers hat 35 Jahre in der Schweiz gelebt. Bevor sie zum GEM kam, leitete sie die Nachhaltigkeitsforschung an der IMD Business School in Lausanne. Seit 2019 ist sie als GEM Executive Director tätig. Ihre Aufgabe besteht in erster Linie darin, eine Strategie für den GEM zu entwickeln und umzusetzen. Sie ist verantwortlich für Koordinierung, Strategie, Finanzierung, Partnerschaften, Zukunftsvision und Ziele des GEM.